Die Geschichte unserer Stadt

Wörgl vom Hennersberg aus gesehen
Wörgl vom Hennersberg aus gesehen

Wörgl ist uraltes Siedlungsgebiet. Ausgrabungen beweisen, dass hier schon in der frühen Eisenzeit reger Handel getrieben wurde. Ein Anziehungspunkt lag in den Erzabbauten des hier ausstreichenden Schwazer Dolomits, doch sicher gab auch die Verkehrslage (Weg von den Kupfergruben um Kitzbühel zum Inntal) den Anreiz zum Entstehen dieser Siedlungen.

Bei der Ausgrabungsstätte im Egerndorfer Feld wurden etwa 500 rund 2.500 Jahre alte Urnengräber frei gelegt und detailliert untersucht.


1842 kamen im Anger des Unterkrumbacherhofes die Reste eines römischen Landhauses zum Vorschein, wovon eine Terra sigillata-Schale und bemalte Mauerteile heute in den Vitrinen der Hauptschule Wörgl 1 zu finden sind. Große, reichhaltige Flächenfunde im Raum Wörgl legen eine Besiedlung seit der frühen Eisenzeit (1000 vor Christus) nahe, so dass hier der umfassendsten prähistorischen Grabungsplätze Nordtirols (Grattenbergl, Egerndorfer Feld, Wimpissinger Schottergrube) existieren.


Eine römerzeitliche Siedlung im heutigen Stadtgebiet ist einwandfrei nachweisbar. „Römisches Wörgl“, Vergilianum, die Bedeutung des seltenen Namens ist nicht vollständig erforscht. Die erste urkundliche Nennung Wörgls erfolgte im Jahre 1120 anhand eines Henricus de Uuergile.


Bereits im späten 6. Jahrhundert waren die Bajuwaren auf ihrem Zug nach Süden bis in den Raum Wörgl vorgedrungen, in der die römische Provinzialverwaltung schon seit langer Zeit festen Fuß gefasst hatte. St. Laurentius, der Pfarrpatron, weist auf eine vorgermanische Christianisierung hin und selbst noch in den Flurkarten der Jahre vor dem Bahnbau zeigen die Grundstücke an der damaligen Reichsstraße jene Quadratform und Größe, wie sie vom römischen Ackermaß her bekannt sind.


Erst 1504 fiel das Land unterhalb der Zillermündung endgültig an die Gefürstete Grafschaft Tirol (Eroberung der Festung Kufstein durch Kaiser Maximilian).


Trotz der administrativen Aufteilung auf zwei Landgerichte seit 1410, waren ältere Gemeinsamkeiten weiterhin lebendig geblieben. Es gab wohl zwei Dorfmeister und zwei „Trüchl“ (Gemeindekassen), doch einen Namen, eine gemeinsame Kirche und eine einheitliche Wirtschaftsgemeinde, die Flur und Wald gemeinsam nutzte und miteinander die Lasten trug, wie der Dorfbrief von 1609 beweist, der ein aufschlussreiches Rechtsdokument über die Lebensumstände dieser Zeit ist.

Blick auf die Stadtpfarrkirche
Blick auf die Stadtpfarrkirche

Nachdem Wörgl 1607 zum Vikariat erhoben worden war, wurde 1784 eine Kirche im Barockstil errichtet, die bis 1836 Bestand hatte. In diesem Jahr wurde sie von einem sog. Mordbrenners in Brand gesteckt. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde der Kirchenbau um zwei Joch nach hinten verlängert und den eingestürzten Turm an anderer Stelle neu errichtet.


Am 13. Mai 1809 fand bei Wörgl eine entscheidende Schlacht im Tiroler Freiheitskampf unter Andreas Hofer statt. Napoleon entsandte starke Heeresabteilungen zur Rückeroberung Tirols, die Truppen bestanden vor allem aus bayrischen und sächsischen Soldaten, während die Franzosen die Führung übernahmen. Sie rückten über Kufstein und den Pass Strub ins Land. Die Tiroler stellten sich dem anrückenden Feind in den Feldern von Wörgl, mussten jedoch unter der Führung von General Chasteler eine entscheidende Niederlage einstecken. Die Bayern, Sachsen und Franzosen zogen daraufhin brandschatzend und mordend durch das Unterinntal gegen Innsbruck. Noch heute erinnert ein von Christian Plattner gestaltetes und zum 100-jährigen Jubiläum 1909 eingeweihtes Denkmal vor der Stadtkirche an diesen Tag („Wörgler Reara“).


In den Jahren 1863/1864 wurde das Siedlungsgebiet Wörgl zu zwei selbstständigen Gemeinden erhoben, Wörgl-Rattenberg und Wörgl-Kufstein. Die Grenze zwischen den beiden Teilgemeinden bildete der Wörgler Bach, der ebenfalls die Grenze der Gerichtsbezirke Rattenberg und Kufstein bildete. Bis heute erinnert die Tatsache an diese Teilung, dass Wörgl zwei Grundbücher entsprechend den alten Gemeindegebieten besitzt.


Der wirtschaftliche Aufstieg Wörgls begann mit dem Bau der Giselabahn in den Jahren 1873 bis 1875 und deren Anbindung an die 1858 gebaute Unterinntalbahn, wodurch Wörgl zum Bahnverkehrsknoten wurde. Der Wörgler Hauptbahnhof ist aus diesem Grund heute nach dem Innsbrucker Hauptbahnhof der höchstfrequentierte in Tirol und wurde u. a. aus diesem Grund mit Wirkung Herbst 2006 ebenfalls zum Hauptbahnhof erhoben.


1891 erhielt Wörgl ein Pfarramt, als durch Order Kaiser Franz Josephs I. alle Vikariate der Monarchie zu Pfarren befördert wurden. In diese Zeit fällt auch ein erheblicher Bevölkerungszuwachs, so dass 1912 eine Kirchenerweiterung realisiert wurde.

Wörgl von Westen aus gesehen
Wörgl von Westen aus gesehen

1911 wurden die kurz vorher vereinigten Dorfgemeinden Wörgl-Kufstein und Wörgl-Rattenberg („entern und herentern Bach“) zum Markt unter Anwesenheit des Kaisers erhoben worden. Zwischen Bahnhof und Dorfkern bot sich damals das Bild einer Pioniersiedlung im hitzigen Fortschrittsoptimismus der Gründerzeit.


Am 13. Februar 1934 kam es in der ehemaligen Wörgler Zellulosefabrik zu heftigen Schusswechseln zwischen dem sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbund und der Heimwehr. Wörgl war der westlichste Kampfschauplatz im österreichischen Bürgerkrieg. Auf beiden Seiten wurden zwei Mann verletzt.


Durch den Zweiten Weltkrieg wurde Wörgl schwer gezeichnet. Ab Ende 1943 war Wörgl im Luftkrieg alliierten Bombardements ausgesetzt, Bombenabwürfe auf den Bahnhof zerstörten Teile der Stadt. Die Wörgler Bombentage am 22./23. Februar 1945 forderten 69 Menschenleben. Es starben 46 in Wörgl wohnhafte Menschen und 23 Fremde, 43 Häuser wurden gänzlich zerstört, 105 Häuser erheblich beschädigt. Noch heute werden auf Baustellen immer wieder Blindgänger von Fliegerbomben ausgegraben.


Im Jahr 1951 konnte auf Initiative des damaligen Wörgler Bürgermeisters und Vizepräsidenten des Tiroler Landtages, Kommerzialrat Martin Pichler, die Stadterhebung gefeiert werden.


Heute ist Wörgl die zweitgrößte Stadt im Bezirk Kufstein und eines der wichtigsten Wirtschaftszentren in Westösterreich, sowie im Bezug auf Einzelhandelsumsätze die wichtigste Stadt im Tiroler Unterland. Durch die große Anzahl von Schulen wird Wörgl auch als Schulstadt bezeichnet.


Im August 2005 brach kurz vor Wörgl der Inndamm, wodurch große Teile der Stadt überflutet wurden. Auch viele andere Gemeinden in Tirol und Bayern gerieten durch das Jahrhunderthochwasser stark in Mitleidenschaft.

Quelle & Fotos: Wikipedia